Ich kann Dir gar nicht mal sagen, wie lange wir uns wirklich schon kennen, es ist in jedem Fall eine kleine Ewigkeit. So richtig kennengelernt haben wir uns aber erst, als ich meine Ehrenrunde auf der Penne gedreht habe. Ja, klar, die Aktion im Krankenhaus, als unser gemeinsamer Freund wegen irgendwas dort das Bett hüten musste, und wir mit unserem lautstarken Lachen ob der „Clever & Smart“-Comics quasi die ganze Station unterhalten haben, müssen wir natürlich mit einbeziehen, die gehört untrennbar dazu.
Ja, wir haben viel gelacht. Während der Penne, während des Unterrichts, nachmittags beim gemeinsamen Abhängen im Park, beim Heimlichrauchen. Bloß nicht erwischt werden! Das war die Devise. Bis wir dann einsehen mussten, dass unsere Eltern schon längst mehr wussten, als uns lieb war. Schön war‘s dennoch, gar keine Frage.
Dann dachte ich schon, dass sich unsere Wege trennen würden, weil ich die Schule verlassen habe und wir damit ja eigentlich getrennte Wege gehen würden. Aber das Gegenteil war der Fall: du brachtest noch einen weiteren Freund mit in unseren Kreis. Die Nachmittage, Abende und Nächte wurden länger, das Bier floss kräftig, dazu der Atari mit seinen Gamingfreuden, denen wir wirklich exzessiv gefrönt haben. Es war die geilste Zeit, darüber würden die Broilers auch einen Song machen, glaub mir!
Dann ging es für mich gen Norden, meine Berufswahl stand fest – okay, nur für einige Jahre und später dann auch im Schichtdienst mit Freizeit unter der Woche, während Du arbeiten musstest. Dann meine Rückkehr und ein völlig neues berufliches Umfeld für mich. Die gemeinsamen Zeiten wurden natürlich weniger, weil es bei uns beiden zu Interessensverlagerungen kam. Aber Freunde sind wir dennoch geblieben.
Dann mein nächster beruflicher Wechsel, zu dem Du mir mit dem Rest der geilen Clique einen super Abschied beschert hast. Irgendwie war ich mir nicht sicher: wart Ihr bloß froh, mich wieder wegschicken zu können? Nein, heute weiß ich, dass Ihr euch mit mir gefreut habt, dass ich diesen beruflichen Wechsel geschafft habe. Ihr wart für mich da, Du warst für mich da!
Ich ging wieder weg und wir verloren uns leider weiter aus den Augen. Was ich aber nie verloren habe, auch wenn die Zeiten damals für mich schwer waren, ist unsere Freundschaft, ich habe versucht, sie zu behüten, wie meinen Augapfel. Ich weiß, ich hätte mehr da sein müssen und im Nachhinein betrachtet sicherlich auch öfter sein können! Mea culpa! Mea maxima culpa! Aber ich hing irgendwie fest, zwischen meinem Beruf, meiner Beziehung und einer extremen Desorientierung, weil ich nicht wusste, was ich wirklich wollte.
Meine Frau hat mich da raus geholt und dafür gesorgt, dass ich mich wieder auf die wirklich wichtigen Dinge zurückbesinne – so auf unsere Freundschaft. In den letzten fünf Jahren haben wir uns mehr gesehen als in den zehn Jahren davor. Zu meinem letzten Geburtstag warst Du da, hast mir ein tolles Geschenk gemacht, etwas für den Gaumen, bei dem mich jeder Schluck an unsere Freundschaft erinnern wird. Ich glaube, dieser Tropfen wird als letzter leer sein, weil ich ihn als was ganz besonderes hüten werde.
Und nun hast Du mir einen ganz besonderen Samstagnachmittag und –abend geschenkt. Du hast uns in unserem kleinen Reich besucht. Wir haben für Deine Frau und Dich Kaffee und Kuchen bereitgestellt und konnten nicht anders, als Euch zum Dank einen Präsentkorb zusammen zu stellen. Sieh es als meine und unsere Wertschätzung für Deine Freundschaft, für Eure Freundschaft. Und das ist mehr als die kleine Schaltfläche auf Facebook.
Ich weiß nicht, wie andere den Begriff Freundschaft definieren. Aber ich weiß, dass Deine Freundschaft ein großes Geschenk ist, dessen ich eigentlich gar nicht würdig bin. Ich habe das Gefühl, ich habe mich nie genug um diese Freundschaft bemüht. Habe ich das? Ich weiß nur eines:
Ich bin stolz darauf, Dein Freund sein zu dürfen!